hohlenstein-stadel - grabung 1937
Hohlenstein-Stadel
Grabung 1937

hohlenstein-stadel - grabung 2012
Hohlenstein-Stadel
Grabung 2012

hohlenstein-stadel - löwenmensch
Hohlenstein-Stadel - Löwenmensch


hohlenstein-kleine scheuer - bemalter kiesel
Hohlenstein-kleine Scheuer
bemalter Kiesel

Hohlenstein oder Bärenhöhle
(Asselfingen - Lonetal ADK)

Hohlenstein-Stadel

UNESCO-Welterbelogo
Das Felsmassiv des Hohlenstein befindet sich 2,5 km nordnordwestlich von Asselfingen am rechten Hang des Lonetals. Im Felsmassiv liegen folgende Fundstellen: links oben der Stadel, rechts unten die Bärenhöhle, dazwischen die Kleine Scheuer.

Bärenhöhle
Der Eingang der Bärenhöhle, der sich nach Norden öffnet, hat eine dreieckige Form. Von der Sohle bis zur Traufspitze erreicht er eine Höhe von 4 m, bei einer maximalen Breite von 6 m. Die insgesamt 60 m lange Horizontalhöhle gliedert sich in einen Gang mit mehreren Ausbuchtungen und einer abschließenden großen Halle.
Die umfangreichsten Untersuchungen führte R. Wetzel nach einer Sondage von 1937 in den Jahren 1954 bis 1961 zusammen mit
M. L. Taute-Wirsing durch. Alle Grabungen, auch die frühen von O. Fraas, betrafen nur den vorderen Teil des circa 30 m langen Ganges. Zum Schutz der noch nicht gegrabenen hinteren Bereiche vor Raubgrabungen durch „Hobby-Archäologen“ wurde im Inneren der Höhle ein Eisengitter verankert.
Die unregelmäßig abgelagerten Fundschichten der Bärenhöhle belegen in ihrer zahlreichen Abfolge Mittelpaläolithikum, Aurignacien und Magdalénien. Der Fundanfall ist jedoch insgesamt gering, so dass die Höhle wahrscheinlich nur zu kürzeren Aufenthalten genutzt wurde.
Aufgrund der Tierknochenreste weist sich die Bärenhöhle als Winterquartier der Höhlenbären aus. Er stellt mit 98 % den Hauptteil der Knochenreste. Zur Jagdbeute des Menschen werden Wildpferd, Mammut, Bison, Elch, Hirsch und Rentier gerechnet.
Als Glücksfund für Archäologen ist das Halbfabrikat einer aus Rengeweih geschnitzten Harpune aus der Magdalénienschicht zu bezeichnen. Da es beim Schnitzen zerbrach und weggeworfen wurde, lässt sich anhand dieses Stückes die Fertigung von Harpunen nachvollziehen.

Kleine Scheuer
Die Kleine Scheuer wurde mehrfach von verschiedenen Ausgräbern sondiert.
Die Schichtenfolge von Magdalénien, Spätpaläolithikum und Neolithikum sowie die darin enthaltenen Faunenreste, die sich hauptsächlich aus Nagetieren zusammensetzen, geben Auskunft über den allmählichen Klimawandel zwischen dem Ende der Würmeiszeit und der Nacheiszeit.
Neben Abschlägen, wenigen Klingen und Rückenmessern des Magdalénien und des Spätpaläolithikums wurde ein mit drei Doppellinien aus feinen roten Punkten bemalter flacher Kiesel gefunden.

Stadel mit Vorplatz
Auf dem Vorplatz wurde im Zusammenhang mit den Grabungen im Stadel mehrfach sondiert und auch in größerem Stil gegraben. Die spätpaläolithische Fundschicht bildet vermutlich mit derjenigen aus der angrenzenden Kleinen Scheuer eine Einheit. Mittelpaläolithische Artefakte liegen aus drei Horizonten vor. Vom Höhlenboden ist lediglich ein kleines Fundinventar überliefert, in dem Levallois-Abschläge am häufigsten sind.
Aus der Schicht des „Schwarzen Moustérien“ wurde das Oberschenkelschaftstück eines Neandertalers geborgen. Diese Schicht wies auch den umfangreichsten mittelpaläolithischen Artefaktbestand auf. Das Werkzeugspektrum enthielt überwiegend gezähnt-gebuchtete Stücke. Kratzer und Schaber nur in geringem Anteil. Die Fauna setzt sich aus Mammut, Wollnashorn, Höhlenbär, Hyäne, Wildpferd, Wildrind und im Gegensatz zu den folgenden Schichten, in denen das Rentier häufig ist, aus Hirsch und Riesenhirsch zusammen.
Dagegen sind im oberen „Roten Moustérien“ die Kratzer am häufigsten, der Schaberanteil ist gleichbleibend, während die gezähnten Stücke zurückgehen.
Im Aurignacienhorizont sind die Steinwerkzeuge mit vielen Kratzern, darunter Kiel- und Nasenkratzer, Stichel, Spitzen, Lateralretuschen und ausgesplitterte Stücke vertreten. Bei den Knochen-, Geweih- und Elfenbeinartefakten sind Glätter aus gespaltenen Rippen, Geschossspitzen mit einfacher Basis, durchbohrte Fuchseckzähne und ein kugeliger Elfenbeinanhänger belegt. Zu den oben genannten Tierarten kommen noch Wolf, Fuchs, sowie Vögel und Nagetiere hinzu.
Aus dem hinteren Bereich kommen die Elfenbeinsplitter, aus denen J. Hahn, G. Albrecht und H. Löhr 1970 den Löwenmenschen zusammensetzten. Die Splitter sowie ein menschlicher Zahn lagerten seit dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges zusammen verpackt im Ulmer Museum.
Der Magdalénienhorizont enthielt neben Kratzern, Sticheln, Rückenmessern und Rückenspitzen auch eine Kerbspitze. Aus Geweih liegen zwei Geschossspitzen vor, eine mit doppelt abgeschrägter Basis, die andere mit einfacher Basis. Zu den vorhandenen Schmuckelementen, zählt ein großer Anhänger aus Gagat. Im Faunenspektrum ist das Mammut nur noch durch Elfenbein belegt, das Wollnashorn ist nicht mehr vorhanden, neu hinzu kommt der Hase.

(nach: Sigrid Haas-Campen, Ulm und der Alb-Donau-Kreis, Stuttgart 1997, 84-91.)

Nachgrabungen
Ab 2008 fanden am Stadel Nachgrabungen durch das Landesamt für Denkmalpflege Baden-Württemberg unter Claus-Joachim Kind statt. Bei diesen konnten sowohl auf dem Vorplatz als auch im Höhleninneren die Grabungsgrenzen der Wetzel-Grabung erfasst werden.
Als Glücksfall erwies sich, dass der Aushub des letzten Grabungstags vor dem Zweiten Weltkrieg nicht vor die Höhle geschafft, sondern im Inneren zum Schutz der ungestörten Schichten eingefüllt wurde. In diesem Aushub fanden sich weitere Schmuckstücke und einige hundert Elfenbeinfragmente. Letztere gehören zum Löwenmenschen, weshalb dieser noch einmal in seine Einzelteile zerlegt und dann neu zusammengesetzt wurde. Der Löwenmensch zeigt sich nun in weitaus vollständigerem Zustand und ist auf eine Größe von 31,1 cm gewachsen.


hohlenstein-stadel - profil 2010
Hohlenstein-Stadel - Profil der Nachgrabung 2010
Fundstelle des Löwenmenschen (LAD)

Zugänglichkeit
Der Hohlenstein ist frei zugänglich. Die beiden Höhleneingänge sind vergittert.
Die Wege sind für Rollstuhl und Kinderwagen nicht geeignet.

GPS-Daten    
GMS     48°33'15" N, 10°10'22" O
Dez      48.54939244566535, 10.17281702048475

Weg zum Hohlenstein
- Zufahrt von Rammingen bis zum Weiler Lindenau
- von dort zu Fuß weiter
- auf dem ausgeschilderten Weg hinab ins Lonetal
- am Talrand rechts zum Hohlenstein
   (Ausschilderung "Bärenhöhle")

   3D-Ansicht
   (Landesamt für Denkmalpflege Baden-Württemberg)


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