Eiszeitwesen. Moderne Perspektiven zur Eiszeitkunst Große Sonderausstellung

Beschreibung

Künstler gab es schon vor mehr als 40 000 Jahren. Sie schnitzten ausdrucksstarke Tier- und Menschenfiguren aus Mammutelfenbein und bemalten Höhlenwände mit lebhaften Jagdszenen, aber auch mit abstrakten Linien, Flächen und Formen. Der Drang, Artefakte zu kreieren und sie mit tieferem Sinn aufzuladen, zeichnet den Menschen seitdem aus. Den eiszeitlichen Kunstfunden aus dem UNESCO-Welterbegebiet „Höhlen und Eiszeitkunst der Schwäbischen Alb“ stellen wir nun die Werke von zehn international namhaften Gegenwartskünstlern gegenüber, die sich von den archaischen Motiven der frühen Jäger- und Sammlergesellschaften haben inspirieren lassen.

Die Ausstellung wurde von Studierenden und Lehrenden der Abteilung für Ältere Urgeschichte und Quartärökologie an der Universität Tübingen gemeinsam mit dem URMU entwickelt.

Adresse
Urgeschichtliches Museum Blaubeuren
Kirchplatz 10
89143 Blaubeuren
Öffnungszeiten
Dienstag bis Samstag 14 bis 17 Uhr
Sonn- und Feiertage 10 bis 17 Uhr
Montag geschlossen

An Feiertagen, die auf einen Montag fallen, ist das Museum geöffnet. 24. bis 26. Dezember, Silvester, Neujahr und Karfreitag geschlossen.

Eintrittspreise
Regulär 7 €
Kinder 7 bis 17 Jahre 3 €
Ermäßigt 5 €
Gruppen ab 12 P. 5 € p.P.
Schulklasse 2 € p.P.
Familie/Single-Familie 15 € / 9 €

Moderne Kunst im URMU

Begrüßt werden die Ausstellungsgäste von einer Reihe keramischer Wildtierplastiken, die urzeitlich und wie just archäologisch ausgegraben anmuten. Die Künstlerin Ule Ewelt hat sie ebenso deutlich stilisiert wie die berühmten Elfenbeinstatuetten aus den Höhlen der Schwäbischen Alb und hinterfragt die Beziehung von Eiszeitmensch und Tier.

An nächster Stelle erfindet Lisa Moll auf oft runden und faltbaren Malgründen eigene Formen: Mal sehen sie organisch aus, mal wie mutierte Körperteile und mal sind sie Schriftfragmente. So entstehen Formulierungen und Performances, die Bezug auf Ausdrucksmöglichkeiten in der Kunst nehmen.

Der israelische Künstler Abi Shek ist mit Metallskulpturen und Holzschnitten vertreten, die in der Ausstellung an die Seite eiszeitlichen Schmucks und urgeschichtlicher Tierfiguren treten. Die silhouettenhaften Gestalten aus seiner Hand stehen der prähistorischen Kunst in einer modernen Formensprache gegenüber, die das Verhältnis von Mensch und Kultur thematisiert.

Mit der Technik der Radierung − dem Gravieren eines Motivs in eine Druckplatte – greift Jürgen Mack Steinzeitkunst an Höhlenwänden auf. Seine Jagdmotive entspringen seinen eigenen Erfahrungen mit experimenteller Archäologie und fügen sich zwischen archaischen Menschendarstellungen im Museum harmonisch ein.

Bertram Bartl vermag es, in seinen jüngsten Gemälden zu irritieren: Mit der Verbindung weiblicher und männlicher Sexualorgane spielt er auf die in den altsteinzeitlichen Frauenfiguren und Phallusdarstellungen angelegten Fragen der Geschlechteridentität an.

Zu überraschend massiven Figuren haben die eiszeitlichen Kleinkunstwerke Fabian Vogler inspiriert: Aus seinem Atelier stammen beispielsweise vier gewichtige Bronzebüsten. Sie stehen wie Wächterinnen um die Venus vom Hohle Fels − der mit einem Alter von 40 000 Jahren ältesten bekannten figürlichen Darstellung der Menschheit –, sind ebenso prall wie ihr vorgeschichtliches Vorbild und reihen sich in Voglers Arbeiten zum Thema geschlechtlicher Varianz ein.

Ein wahrer Experte für Archäologie ist Friedrich Palmer. Mit großformatigen Kohlezeichnungen begibt er sich auf die Suche nach nicht nachweisbaren Gefühlen und Gedanken in archaischen Zeiten und stellt den Fakten archäologischer Forschung eine emotionale Ebene entgegen.

„Strata“, italienisch für Schichten, heißt das international beachtete Film- und Performancekunstprojekt des Künstlerpaars Verena StenkeundAndrea Pagnes, alias VestAndPage − an Schauplätzen des UNESCO-Welterbegebiets gedreht. Wie in archäologischen Ausgrabungen ist es ihr Ansinnen, Vergangenes und Verborgenes aufzudecken. Schicht um Schicht, um Verbindungen des Menschen zu seiner Umgebung sichtbar zu machen.

Der Körperkunst verschrieben hat sich schließlich rhoda.tattoo. Fotos, Zeichnungen und auf Video aufgezeichnete Tattoosessions zeugen davon, wie sie Höhlenmalereien und Steinritzungen in eine Kunst umsetzt, die unter die Haut geht.

Die Kunstschaffenden

Die Kunst

Betram Bartl, Idole I und II, Eitempera auf Leinwand 
Frauenstatuette vom Hohle Fels vor Fabian Voglers URANOS OCTOTHORPE TORSO 
Abi Shek, Berthold Müller-Örlingshausen, Jürgen Mack, Jüngling - Männlichkeit - Mensch 
Lisa Moll, abwesen, 15 Objekte 
Lisa Moll, biss, Gips 
Lisa Moll, tapir und elefant, eleminierung, mæme, Tusche, Textil, Zeltstange (faltbar)  
Fabian Vogler, GAIA, Bronze 
Abi Shek, o. T. Blech verzinkt und vergoldet 
rhoda.tattoo, Handpoke tattoo 
Lisa Moll, abwesen, Detail, Holz 
Abi Shek, o. T., blaues Ölfass 
Lisa Moll, Höhlentour, Performance zur Vernissage 

Unterstützer

Finanziert aus Landesmitteln, die der Landtag Baden-Württemberg beschlossen hat. Der überwiegende Anteil der Fördermittel stammt aus den Erlösen der Staatlichen Toto-Lotto GmbH Baden-Württemberg.