SCHAU! Mammut und Höhlenlöwe vom Vogelherd Große Sonderausstellung

Adresse
Urgeschichtliches Museum Blaubeuren
Kirchplatz 10
89143 Blaubeuren
Öffnungszeiten
Dienstag bis Samstag 10 bis 17 Uhr
Sonn- und Feiertage 10 bis 17 Uhr
Montag geschlossen

An Feiertagen, die auf einen Montag fallen, ist das Museum geöffnet. 24. bis 26. Dezember, Silvester, Neujahr und Karfreitag geschlossen.

Eintrittspreise
Regulär 7 €
Kinder 7 bis 17 Jahre 3 €
Ermäßigt 5 €
Gruppen ab 12 P. 5 € p.P.
Schulklasse 2 € p.P.
Familie/Single-Familie 15 € / 9 €

Das Mammut und der Höhlenlöwe vom Vogelherd

Vor 40.000 Jahren, in den weiten Steppen der Eiszeit, teilten sich zwei Giganten das Land: das mächtige Mammut mit seinen gewaltigen Stoßzähnen und der anmutige, gefährliche Höhlenlöwe, König der Jäger. Zwischen ihnen: der steinzeitliche Mensch – Sammler, Jäger, Künstler.

Mit feinen Werkzeugen, unglaublicher Geduld und einem Gespür für das Wesentliche schnitzte er ihre Gestalten aus Mammutelfenbein, hauchte der Wildnis in Miniatur neues Leben ein. Diese Figuren, verborgen in der Erde für Jahrtausende, flüstern uns noch heute Geschichten zu.

In der Vorschau auf die finale Ausstellung im URMU laden wir Sie ein, mit den Augen der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zu sehen: Was erkennen sie in diesen Figuren? Welche Fragen treiben sie an? Welche Geheimnisse offenbart uns die Welterbe-Fundstelle Vogelherd?

Tauchen Sie ein in die rätselhafte Welt der Eiszeitkunst und spüren Sie den Herzschlag einer längst vergangenen Epoche.

Schau! Das Mammut und der Höhlenlöwe - Eine Vorschau © URMU 

Der Fundort

Das Lonetal

Die Lone ist ein kleiner Fluss, der aus einem Quelltopf entspringt und in die Brenz mündet. Früher floss sie durch das offene Tal, versickerte im Karst und trat erst kurz vor Ende des Tals wieder an die Oberfläche.
Das Lonetal ist eines der typischen weiten Täler der Albhochfläche. In seinen Höhlen blieben steinzeitliche Siedlungsplätze erhalten. Zu den Fundstellen zählen der Vogelherd, der Hohlenstein und der Bockstein.
In der Altsteinzeit lebten hier sowohl Neandertaler als auch im weiteren Verlauf frühe anatomisch moderne Menschen.

 

Der Vogelherd

Der Vogelherd ist eine Höhle im Lonetal auf der Gemarkung der Gemeinde Niederstotzingen im Landkreis Heidenheim.  Der Hohlraum liegt dicht unter der Oberfläche einer Felskuppe. Die Höhle besitzt insgesamt drei Eingänge. Ein Eingang liegt nach Norden hin. Zwei weitere Eingänge liegen nach Süden bzw. nach Südwesten hin. Die Höhlentore öffnen sich weit und bieten einen leichten Zugang. Die Öffnungen sind durch Gänge miteinander verbunden. Im Schnittpunkt ergibt sich eine kleine Halle. Die meisten archäologischen Funde stammen aus dem Inneren der Höhle und aus den beiden südlicheren Eingangsbereichen.

Der Vogelherd bei Nacht - Foto: Berthold Steinhilber 

Die Ausgrabung

Der Vogelherd wird entdeckt und ausgegraben

Im Laufe der Jahrtausende hatte sich der Höhlenraum des Vogelherds vollständig mit Lehm und Gestein angefüllt. Von außen war die Höhle nicht mehr sichtbar.  Im Frühjahr 1931 entdeckte Hermann Mohn aus Heidenheim im Auswurf eines Dachsbaus am Vogelherd Feuersteinsplitter. Er erkannte sofort die Bedeutung seiner Entdeckung und meldete den Fund an das Tübinger Institut für Urgeschichte. Professor Gustav Riek begutachtete daraufhin die Fundstelle und beschloss eine sofortige Ausgrabung, um Raubgrabungen durch Dritte zu verhindern.                
In knapp drei Monaten wurde die Höhle durch die Grabungsmannschaft fast vollständig ausgeräumt.

 

Die Ausgrabung 1931

Der Vogelherd wurde im Entdeckungsjahr 1931 in einem Zeitraum von elf Wochen fast vollständig ausgeräumt. Der Höhlenraum war ursprünglich bis zur Decke mit Sedimenten aus Kalkschutt, Lehm und Erde verfüllt. Vier angeheuerte Grabungshelfer aus Stetten ob Lonetal führten die schweren Erdarbeiten aus. Sie gingen mit Schaufel und Hacke vor, um das Erdreich im Höhlenraum zu lockern. Stück für Stück arbeiteten sie sich durch die gesamte Höhle. Gustav Riek beschreibt, dass er während der gesamten Grabungszeit vor Ort war. Er führte die Fundprotokolle und das Einmessen von Funden aus, fotografierte und zeichnete die Profile.

 

Nochmal nachgeschaut

Die Vogelherdhöhle wurde 1931 vollständig leer geschaufelt. Es sind heute keine Fundschichten oder anstehenden Profile mehr erhalten. Der Schutt aus der Grabung wurde damals vor die Höhle gekippt. Die damals angewandte Grabungstechnik entsprach zwar dem Stand der Zeit, ist aber nach heutigen Maßstäben ungenügend. Und so lag die Vermutung nahe, dass in dem Schutt aus der ersten Ausgrabung noch Funde ruhten. So fehlten zum Beispiel im Fundmaterial der Grabung von 1931 alle kleineren Schmuckstücke. Und Schmuck ist ein typisches kulturelles Zeichen für die Jüngere Altsteinzeit.
1978 untersuchte der Archäologe Eberhard Wagner den Grabungsschutt vor der Höhle. Er legte insgesamt drei Grabungsschnitte vor den Höhleneingängen an. Vor dem Südeingang fand er erstaunlicherweise kein einziges Feuersteinstück. Auch vor dem Nord- und dem Südwesteingang war die Fundzahl sehr gering. Deswegen wurden von ihm keine weiteren Grabungen unternommen.
Ab 2005 wurde erneut am Vogelherd gearbeitet. Unter der Leitung des Tübinger Archäologen Prof. Nicholas J. Conard gab es bis ins Jahr 2020 Grabungskampagnen, bei denen vor allem der Abraum, der 1931 aus der Höhle geschaufelt wurde, ausgegraben und untersucht wurde. Diese Grabungen waren sehr erfolgreich.

Erste Ausgrabung am Vogelherd © Universität Tübingen 
Nachgrabung am Vogelherd 2011 © Universität Tübingen 
Nachgrabung am Vogelherd © Universität Tübingen 

Die Tiere

Das Mammut – typisch Eiszeit

Das Mammut ist das bekannteste Tier der Eiszeit. Unter „Mammut“ wird allgemein das wollhaarige Mammut (Mammuthus primigenius) verstanden. Diese Tierart hat sich vor rund 250.000 Jahren aus dem Steppenmammut (Mammuthus trogontherii) entwickelt.
Das Tier war sehr gut an die eiszeitliche Umwelt angepasst. Die Männchen waren bis zu 3,4 Meter hoch, die Weibchen mit bis zu 2,9 Meter etwas kleiner. Ihr Gewicht betrug vier bis sechs Tonnen. Mammuts waren also etwas kleiner als die heutigen Afrikanischen Elefanten. Der kompakte Körperbau schützte besser vor Auskühlung. Auch Ohren und Schwanz waren zum Schutz vor der Kälte relativ klein.
Das Fell der Mammuts konnte von blond über braun bis hin zu fast schwarz gefärbt sein. Unter einer Schicht mit bis zu 90 Zentimetern langen Schutzhaaren lag eine bis zu acht Zentimeter lange Pelzschicht mit dünnen Haaren. Unter der Haut lag außerdem eine bis zu 10 Zentimeter dicke Fettschicht. So konnte das Mammut gut in der Eiszeit überleben.

Das kleine Mammut vom Vogelherd © URMU 
Das kleine Mammut vom Vogelherd © URMU, Foto: Burgkert Gestaltung 
Das kleine Mammut aus einem anderen Blickwinkel © URMU 

Die Großkatzen der Eiszeit

Während der Eiszeit lebten viele große Raubtiere in den Steppen Europas. Neben Höhlenlöwen gab es auch Schneeleoparden, Luchse, Höhlenhyänen und Wölfe. Sie jagten die Tiere der Mammutsteppe. Als diese ausstarben oder wegzogen, verschwanden auch die Großkatzen aus Europa. Höhlenlöwen entwickelten sich vor etwa 300.000 Jahren und lebten bis zum Ende der letzten Eiszeit vor 10.000 Jahren in Eurasien. Sie waren etwas größer als heutige afrikanische Löwen. Männliche Höhlenlöwen hatten keine so ausgeprägte Mähne. Im Gegensatz zu Höhlenbären und Höhlenhyänen nutzten Löwen selten Höhlen. Raubkatzen halten keinen Winterschlaf. Deshalb findet man Löwenknochen nur selten in Höhlen.
Vermutlich lebten Höhlenlöwen in der offenen Grassteppe. Anders als heutige Afrikanischen Löwen jagten Höhlenlöwen wohl nicht im Rudel. In der Eiszeitkunst gibt es viele Darstellungen von Raubkatzen – von Höhlenmalereien bis zu Elfenbeinfiguren aus der Schwäbischen Alb.

Der Höhlenlöwe vom Vogelherd © URMU