Geißenklösterle
Das Geißenklösterle bei Blaubeuren gehört zu den wichtigsten altsteinzeitlichen Fundstellen der Welt. Es ist die erste modern gegrabene Fundstelle in der Region, daher sehr gut erforscht und gilt unter Forschern als Referenzfundstelle für die Jüngere Altsteinzeit Europas.
Berühmt wurde das Geißenklösterle durch die frühen figürlichen Kunstwerke aus Mammutelfenbein. Dargestellt wurden sowohl Tiere (Mammut, Moschusochse, Bär) als auch ein Mischwesen aus Mensch und Tier (Adorant). Mit einem Alter von 40 000 Jahren gehören sie zu den ältesten bekannten figürlichen Kunstwerken der Menschheit.
Die dort entdeckten drei Flöten gehören zu den ältesten Nachweisen für Musikinstrumente weltweit. Das hoch entwickelte technische Können der damaligen Zeit zeigt eine Flöte, die in einem aufwändigen Verfahren aus massivem Mammutelfenbein herausgeschnitzt wurde. Das Instrument ist im Urgeschichtlichen Museum im Original ausgestellt.
Grabungen
Das Geißenklösterle wurde 1957 als archäologische Fundstelle entdeckt. Eine erste Sondage im mittleren Höhlenbereich erfolgte durch Gustav Riek während seiner Ausgrabung der Brillenhöhle. 1973 erweiterte Eberhard Wagner die Sondage bis zur Felswand. Von 1974 bis 1991 wurden systematische Ausgrabungen unter der Leitung von Joachim Hahn durchgeführt. In den Jahren 2001 und 2002 fanden noch einmal Ausgrabungen durch das Institut für Urgeschichte der Universität Tübingen unter der Leitung von Prof. Nicholas Conard statt.
Die Fundstelle weist eine reiche stratigrafische Abfolge auf. Die Schichten reichen vom Mittelalter bis ins Mittelpaläolithikum.
Aus dem Mesolithikum sind nur wenige Funde und keinerlei Siedlungsstrukturen vorhanden.
Die Magdalénien-Schicht ist sehr dünn. Es konnte nur eine Feuerstelle mit wenigen Klingen, Rückenmessern sowie Vogel- und Fischknochen freigelegt werden. Daher ist nur ein einziger kurzer Aufenthalt wahrscheinlich. Durch eine Fettanalyse des Bodens wurde der Verzehr von Pferdefleisch nachgewiesen.
Aus dem Gravettien-Horizont sind zwei Feuerstellen - eine große im hinteren Bereich und eine kleinere in Richtung Höhleneingang - belegt, die vermutlich zu einer Besiedlungsphase gehören. An der großen Feuerstelle waren gebrannte Kalke und vor allem Steinwerkzeuge wie Stichel und rückenretuschierte Stücke häufig. Speerspitzen aus gespaltenen Rippen, unfertige Knochenwerkzeuge, zahlreiche Elfenbeinanhänger, durchbohrte Fuchseckzähne, einige Knochenröhrchen und bearbeitete Elfenbeinfragmente weisen den Bereich dieser Feuerstelle als bevorzugten Arbeitsplatz aus.
Für das Aurignacien wird aufgrund einer Knochenaschenlage, die über die gesamte Höhle verteilt ist, ein längerer Aufenthalt angenommen. Die Restmenge von ca. zehn Kilogramm Knochenkohle lässt auf einen ursprünglich zehnfachen Anteil an frischen Knochen schließen. In der Fundschicht wurden Schädelfragmente eines Mammutkalbs nachgewiesen. Bei den Steinwerkzeugen ist bemerkenswert, dass sie weitgehend nicht aus lokalem Rohmaterial hergestellt sind.
Zu den besonderen Funden zählt ein Nasenkratzer aus Gagat, der im Eingangsbereich der Höhle lag, und ein plattiger Stab aus Elfenbein, der unter einem Kalkblock zum Vorschein kam. Das stark zerbrochene Stück war ursprünglich 20 cm lang und hat vier, innen mit schrägen Kerben versehene Löcher. Im Hohle Fels wurde 2015 ein sehr ähnliches, allerdings besser erhaltenes Stück gefunden, das wohl zur Seilherstellung verwendet wurde.
Während des Aufenthalts in der Höhle wurden neben Schmuckanhängern mindestens noch drei vollplastische Tierfiguren von Höhlenbär, Moschusochse und Mammut sowie ein Flachrelief mit einer Menschendarstellung, der sogenannte Adorant, aus Elfenbein geschnitzt. Wegen der Andeutung eines Tierschwanzes zwischen den Beinen wird diese Darstellung inzwischen den Mischwesen aus Höhlenlöwe und Mensch zugeordnet. Als weitere Besonderheit sind die Überreste zweier Flöten aus Schwanenknochen und eine aus Mammutelfenbein hervorzuheben.
Eine frühere, aurignacienzeitliche Besiedlung ergibt sich aus einer weiteren Feuerstelle im nördlichen Höhlenteil des untersten Horizontes. Um sie herum sind auffallend viele Herstellungs- und Retuschierabfälle von Steinwerkzeugen wie auch Elfenbeinspäne verstreut, die auf intensive Schnitzerei hinweisen. Neben den Spänen fanden sich auch durchbohrte Fuchseckzähne und eine kugelige Elfenbeinperle.
In einer drei Quadratmeter großen Tiefensondage wurden zwei weitere archäologische Horizonte festgestellt, die jedoch nur wenige Artefakte lieferten. Diese sind dem Mittelpaläolithikum zuzuordnen.
Dienstag bis Samstag | 10 AM to 05 PM |
Sonn- und Feiertage | 10 AM to 05 PM |
Monday | closed |
Regulär | 7 € |
Kinder 7 bis 17 Jahre | 3 € |
Ermäßigt | 5 € |
Gruppen ab 12 P. | 5 € p.P. |
Schulklasse | 2 € p.P. |
Familie/Single-Familie | 15 € / 9 € |
Ort
Blaubeuren
Achtal, Alb-Donau-Kreis
48°23′54″ N, 9°46′20″ O
Weg zum Geißenklösterle
Eiszeitspur „Hier spielt die Musik“
- B 492 Blaubeuren Richtung Ehingen an Weiler vorbei
- vor der Firma Teva links abbiegen
- über den Bahnübergang und die Achbrücke
- zu Fuß den geteerten Weg nach links am Hangfuß nehmen
- nach rechts dem ausgeschilderten Wanderweg „Eiszeitspur“ folgen
Das Geißenklösterle ist vergittert, kann allerdings jederzeit aufgesucht werden. Aufgrund der geringen Tiefe ist die Fundstelle trotz des Gitters gut einsehbar.
Die Wege sind für Rollstuhl und Kinderwagen nicht geeignet.
Höhle in 3D
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