Hohle Fels
Der Hohle Fels bei Schelklingen ist eine große Hallenhöhle in einem Felskopf des Jurameers. Die archäologischen Fundschichten reichen vom Ende der Jüngeren Altsteinzeit vor rund 10 000 Jahren bis in die Zeit der Neandertaler vor über 50 000 Jahren hinab.
In der Höhle finden nach wie vor Ausgrabungen durch die Universität Tübingen statt. Wie das Geißenklösterle ist der Hohle Fels sehr gut erforscht. Neben wichtigen Hinweisen auf das tägliche Leben der Eiszeitmenschen wurden auch mehrere Figuren aus Mammutelfenbein und eine Flöte mit einem Alter von 40 000 Jahren gefunden.
Die Frau vom Hohle Fels, der Kleine Löwenmensch, der Wasservogel, eine nicht eindeutig ansprechbare Tierfigur und die Flöte aus Gänsegeierknochen sind im Original im Urgeschichtlichen Museum Blaubeuren ausgestellt.
Hinter dem Eingang des Hohle Fels führt ein 20 m langer Gang zur 500 Quadratmeter großen Haupthalle.
Grabungen
Bekannt wurde die Höhle schon 1870/71 als Oscar Fraas und der Wippinger Pfarrer Hartmann die erste archäologische Ausgrabung in der Höhlenhalle durchführten. Hier konnte Fraas nochmals die bestrittene Gleichzeitigkeit der Menschen mit den ausgestorbenen Tieren der Eiszeit belegen. 1872 fand eine Besichtigung der Grabungsstätte durch den in Ulm tagenden Anthropologischen Verein statt. Die Teilnehmer – darunter Professor Rudolf Virchow aus Berlin – nahmen einen Teil der Funde, die auf einem langen Tisch vor der Höhle zur Begutachtung ausgebreitet waren, als Belegexemplar bzw. Souvenir mit. Der größte Teil der Funde wurde nach Stuttgart ins Königlich Württembergische Naturalienkabinett – heute Staatliches Naturkundemuseum – gebracht. Weitere Grabungen wurden nach 1906 von Karl Hartung und Direktor Wigand aus Schelklingen durchgeführt. Bei seiner Erforschung des Ach- und Schmiechtals fand Robert Rudolf Schmidt die Höhlenhalle teilweise ausgegraben vor.
Zwischen 1958 und 1960 untersuchte Gustav Riek zusammen mit der Heimatforscherin Gertraud Matschak im Höhlengang eine Nische. Nach Raubgrabungen in der offen gelassenen Grabungsfläche wurde 1977 das Institut für Urgeschichte der Universität Tübingen unter der Leitung von Joachim Hahn vom Landesdenkmalamt Baden-Württemberg beauftragt, weitere Grabungen in der Höhle vorzunehmen. Seit 1997 finden jährliche Grabungskampagnen unter der Leitung von Nicholas Conard, Universität Tübingen, statt. Die Ausgrabungen im Gang zeigen ein Profil von einem oben liegenden Mischhorizont mit mittelalterlichen, eisen-, bronze- und jungsteinzeitlichen Funden. Darunter folgen Schichten aus der Zeit des Magdalénien, des Gravettien und dem Aurignacien, die reich an Funden sind. Dann kommt eine sterile bzw. fundleere Schicht, unter der sich mittelpaläolithische Schichten anschließen, die Werkzeuge der Neandertaler beinhalten.
In den Schichten des Magdalénien wurden zahlreiche Silexartefakte – etwa 10 000 Stück – gefunden. Neben einfachen Abschlägen, Klingen und Absplissen sind Werkzeuge wie Bohrer, Stichel, Kratzer und besonders häufig Rückenmesser belegt. Unter den Geweih- und Knochengeräten sind Nähnadeln, Speerspitzen, mehrere zweireihige Harpunen, eine Querangel und der Rest eines Lochstabs zu erwähnen sowie neben weiteren Kunst- und Schmuckelementen ein beidseitig gekerbtes Elfenbeinband. Besonders hervorzuheben sind die bislang acht bemalten Steine, die mit roten Punktreihen verziert wurden und eindeutig der mobilen Kunst zuzuordnen sind. Die Fauna setzt sich aus Wildpferd, Rentier, Hase, Fuchs, Vögeln und Fischen zusammen.
Das Steinwerkzeuginventar des Gravettien-Horizonts beinhaltet Stichel, Kratzer, Gravettespitzen, Rückenmesser und eine Spitzklinge. An Knochen- und Geweihgeräten liegen Glätter, Geschoßspitzen, ein Lochstabfragment sowie ein grob gearbeiteter Meißel vor. Hervorzuheben ist vor allem eine verzierte Geweihhacke, in die eine schematische Darstellung eines Tieres eingeritzt wurde. Außerdem fand sich ein graviertes, phallusförmiges Werkzeug aus Siltstein, welches als Retoucheur benutzt wurde und eine der ältesten bekannten männlichen Darstellungen ist. Als Schmuck oder Amulett wurden tropfenförmige Elfenbeinanhänger, durchbohrte Hirschgrandeln, Fuchs- und Pferdezähne, Schmuckschnecken und Ammoniten auf die Kleidung aufgenäht oder als Kette getragen.
Unter den Tierknochenresten sind Höhlenbär, Mammut, Wildpferd, Rentier, Wolf und Vielfraß vertreten. Die vorhandenen Höhlenbärenreste stammen vermutlich von während des Winterschlafs verendeten Tieren. Unter den Funden ist jedoch ein Halswirbel, in dem noch Reste einer Silexspitze stecken. Dies ist der Nachweis, dass dieses Tier durch Menschen getötet wurde. Durch einen rechten unteren Milchbackenzahn eines Jugendlichen liegt auch ein Rest des gravettienzeitlichen Menschen vor.Bislang wurden rund 35 000 Steinartefakte aus den Schichten des Aurignacien ausgegraben. Das Spektrum reicht von einfachen Abschlägen über Klingen mit typischer Aurignacien-Retusche bis hin zu Kratzern, Sticheln und Absplissen. Es existieren zahlreiche Faunenreste sowie Werkzeuge aus Geweih, wie die für das Aurignacien charakteristischen Spitzen mit gespaltener Basis.
Besonders auffallend sind die zahlreichen Überreste der Elfenbeinverarbeitung. Daraus wurden verschiedene Werkzeuge des täglichen Gebrauchs wie Meißel oder Spitzen hergestellt. Tausende Splitter und über hundert Rundstabfragmente zeugen von intensiver Schnitzarbeit.
Aus dem Aurignacien sind auch figürliche Kunstwerke bekannt, die vor allem aus Elfenbein gefertigt wurden. Es wurden eine Tierfigur, ein Wasservogel sowie der sogenannte Kleine Löwenmensch ausgegraben. Der forschungshistorisch wichtigste Fund ist eine rund sechs Zentimeter große Frauenfigur, die sogenannte Venus vom Hohle Fels, die 2008 gefunden wurde. Hierbei handelt es sich um eines der ältesten figürlichen Kunstwerke der Welt und die erste Menschendarstellung überhaupt. Unweit davon fand sich eine Flöte aus Gänsegeierknochen. Ein 2014 gefundenes verziertes Elfenbeinfragment könnte zu einer zweiten Frauenstatuette gehören. 2015 wurde ein Lochstab aus Elfenbein entdeckt, der in seinen vier Löchern gewindeartige Kerbungen aufweist. Hierbei dürfte es sich um ein Werkzeug zur Seilherstellung handeln.
Die eiszeitliche Tierwelt ist durch Knochen unter anderem von Mammut, Wildpferd, Rentier, Höhlenbär, Füchsen sowie verschiedenen Fischresten gut vertreten.Darunter folgt – wie in den anderen Fundstellen auch – eine nahezu fundleere Schicht. In dieser Zeit wurden das Ach- und Lonetal wohl nicht von Menschen aufgesucht.
Daran schließen sich Ablagerungen an, die den Neandertalern zugewiesen werden. In diesen Schichten laufen aktuell Grabungsarbeiten. Es wurden Knochen von Höhlenbären sowie von Pferden entdeckt. Die Untersuchung von Vogelknochen zeigen Schnittspuren und belegen für den Neandertalern auch eine Nutzung kleinerer Tiere als Jagdbeute. In der Steintechnologie ist die Levalloistechnik belegt. Eine Blattspitze zeigt Schäftungsspuren aus organischem Klebstoff, die eine Nutzung als Speerspitze nahelegen.
Dienstag bis Samstag | 10 AM to 05 PM |
Sonn- und Feiertage | 10 AM to 05 PM |
Monday | closed |
Regulär | 7 € |
Kinder 7 bis 17 Jahre | 3 € |
Ermäßigt | 5 € |
Gruppen ab 12 P. | 5 € p.P. |
Schulklasse | 2 € p.P. |
Familie/Single-Familie | 15 € / 9 € |
Ort
Schelklingen
Achtal, Alb-Donau-Kreis
48°22′45″ N, 9°45′14″ O
Weg zum Hohle Fels
- B 492 Blaubeuren Richtung Ehingen
- hinter der Kuppe am Ortseingang links abbiegen (Beschilderung Hohle Fels)
- Bahnlinie überqueren, bis zum Parkplatz
- zu Fuß über die Achbrücke
Die Höhle ist vergittert und kann von 1. Mai bis 31. Oktober (Schutzzeiten für Fledermäuse) besichtigt werden.
Führungen und Öffnung werden über die Stadt Schelklingen organisiert (www.schelklingen.de).
Der Hohle Fels ist für Rollstuhlfahrer bedingt zugänglich.
Höhle in 3D
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