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Hohlenstein

Öffnungszeiten

Heute leider geschlossen

Dienstag bis Samstag 10 bis 17 Uhr
Sonn- und Feiertage 10 bis 17 Uhr
Montag geschlossen
Eintrittspreise
Regulär 7 €
Kinder 7 bis 17 Jahre 3 €
Ermäßigt 5 €
Gruppen ab 12 P. 5 € p.P.
Schulklasse 2 € p.P.
Familie/Single-Familie 15 € / 9 €
Adresse
Urgeschichtliches Museum Blaubeuren
Kirchplatz 10
89143 Blaubeuren

Beschreibung

Asselfingen – Lonetal, Alb-Donau-Kreis

Im Hohlensteinmassiv liegen drei Fundstellen: Die Bärenhöhle, der Stadel und dazwischen die Kleine Scheuer. Aus dem Stadel stammen der einzige Neandertalerknochen Süddeutschlands und der berühmte Löwenmensch. Bei diesem handelt es sich um ein Mischwesen aus Höhlenlöwe und Mensch. Er wurde von frühen modernen Menschen vor etwa 40 000 Jahren aus einem Mammutstoßzahn geschnitzt und ist im Museum Ulm ausgestellt.

Bärenhöhle
Der Eingang der Bärenhöhle öffnet sich nach Norden mit einer Höhe von 4 m und einer maximalen Breite von 6 m. Die insgesamt 60 m lange Horizontalhöhle gliedert sich in einen Gang mit mehreren Ausbuchtungen und eine abschließende große Halle.

In der Bärenhöhle wurden 1861 durch O. Fraas etwa 10 000 Höhlenbärenknochen ausgegraben, die ebenfalls vorhandenen Steinwerkzeuge aber übersehen.

Die umfangreichsten Untersuchungen führte R. Wetzel nach einer Sondage von 1937 in den Jahren 1954 bis 1961 zusammen mit M. L. Taute-Wirsing durch. Alle Grabungen, auch die frühen von O. Fraas, betrafen nur den vorderen Teil des circa 30 m langen Ganges. Zum Schutz der noch nicht gegrabenen hinteren Bereiche ist der Eingang vergittert.

Die unregelmäßig abgelagerten Fundschichten der Bärenhöhle belegen in ihrer Abfolge Magdalénien, Aurignacien und Mittelpaläolithikum. Der Fundanfall ist jedoch insgesamt gering, so dass die Höhle wahrscheinlich nur zu kürzeren Aufenthalten genutzt wurde.

Aufgrund der Tierknochenreste weist sich die Bärenhöhle als Winterquartier der Höhlenbären aus. Sie stellen mit 98 % den Hauptteil der Knochenreste. Zur Jagdbeute des Menschen werden Wildpferd, Mammut, Bison, Elch, Hirsch und Rentier gerechnet.

Als Glücksfund für Archäologen ist das Halbfabrikat einer aus Rengeweih geschnitzten Harpune aus der Magdalénien-Schicht zu bezeichnen. Da es beim Schnitzen zerbrach und weggeworfen wurde, lässt sich anhand dieses Stückes die Fertigung von Harpunen nachvollziehen.

Kleine Scheuer
Die Kleine Scheuer wurde mehrfach von verschiedenen Ausgräbern sondiert. Die Schichtenfolge von Neolithikum, Spätpaläolithikum und Magdalénien sowie die darin enthaltenen Faunenreste, die hauptsächlich von Nagetieren stammen, geben Auskunft über den allmählichen Klimawandel zwischen dem Ende der Würmeiszeit und der Nacheiszeit.

Neben Abschlägen, wenigen Klingen und Rückenmessern des Spätpaläolithikums und des Magdalénien wurde ein mit drei Doppellinien aus feinen roten Punkten bemalter flacher Kiesel gefunden.

Stadel mit Vorplatz
Auf dem Vorplatz wurde im Zusammenhang mit den Grabungen im Stadel mehrfach sondiert und auch in größerem Stil gegraben. Die spätpaläolithische Fundschicht bildet vermutlich mit derjenigen aus der angrenzenden Kleinen Scheuer eine Einheit.

Der Magdalénien-Horizont enthielt neben Kratzern, Sticheln, Rückenmessern und Rückenspitzen auch eine Kerbspitze. Aus Geweih liegen zwei Geschossspitzen vor, eine mit doppelt abgeschrägter Basis, die andere mit einfacher Basis. Zu den vorhandenen Schmuckelementen, zählt ein großer Anhänger aus Gagat. Die Fauna umfasst Höhlenbär, Hyäne, Wildpferd, Wildrind, Wolf, Fuchs, sowie Vögel und Nagetiere und, im Gegensatz zu den tieferen Schichten, viel Rentier, neu hinzu kommt der Hase. Das Mammut ist nur noch durch Elfenbein belegt.

Im Aurignacien-Horizont sind die Steinwerkzeuge mit vielen Kratzern, darunter Kiel- und Nasenkratzern, Sticheln, Spitzen, Lateralretuschen und ausgesplitterten Stücken vertreten. Bei den Knochen-, Geweih- und Elfenbeinartefakten sind Glätter aus gespaltenen Rippen, Geschossspitzen mit einfacher Basis, durchbohrte Fuchseckzähne und ein kugeliger Elfenbeinanhänger belegt. Neben den oben genannten Tierarten ist hier auch das Mammut vertreten.
Aus dem hinteren Bereich stammen die Elfenbeinsplitter, aus denen J. Hahn und 2 Studenten 1969 den Löwenmenschen zusammensetzten. Die Splitter sowie ein menschlicher Zahn lagerten im Museum Ulm.

Im oberen „Roten Moustérien“ sind Kratzer am häufigsten, der Schaberanteil und der der gezähnten Stücke ist gering.

Aus dem darunterliegenden „Schwarzen Moustérien“ wurde das Oberschenkelschaftstück eines Neandertalers geborgen. Diese Schicht wies den umfangreichsten mittelpaläolithischen Artefaktbestand auf. Das Werkzeugspektrum enthielt überwiegend gezähnt-gebuchtete Stücke. Kratzer und Schaber nur in geringem Anteil. Die Fauna setzt sich aus Mammut, Wollnashorn, Höhlenbär, Hyäne, Wildpferd, Wildrind, Hirsch und Riesenhirsch zusammen.

Vom Höhlenboden ist lediglich ein kleines Fundinventar überliefert, in dem Levallois-Abschläge am häufigsten sind.

Nachgrabungen
Ab 2008 fanden am Stadel Nachgrabungen durch das Landesamt für Denkmalpflege Baden-Württemberg unter Claus-Joachim Kind statt. Bei diesen konnten sowohl auf dem Vorplatz als auch im Höhleninneren die Grabungsgrenzen der Wetzel-Grabung erfasst werden.
Als Glücksfall erwies sich, dass der Aushub des letzten Grabungstags vor dem Zweiten Weltkrieg nicht vor die Höhle geschafft, sondern im Inneren zum Schutz der ungestörten Schichten eingefüllt wurde. In diesem Aushub fanden sich weitere Schmuckstücke und einige hundert Elfenbeinfragmente. Letztere gehören zum Löwenmenschen, weshalb dieser 2013 noch einmal in seine Einzelteile zerlegt und dann neu zusammengesetzt wurde. Der Löwenmensch zeigt sich nun in weitaus vollständigerem Zustand und ist auf eine Größe von 31,1 cm gewachsen.

Besuch

GPS-Daten     48°32'57" N, 10°10'22" O

Weg zum Hohlenstein
- Zufahrt von Rammingen bis zum Weiler Lindenau
- von dort zu Fuß weiter auf dem ausgeschilderten Weg hinab ins Lonetal
- am Talrand rechts zum Hohlenstein (Ausschilderung "Bärenhöhle")

Der Hohlenstein ist frei zugänglich. Die beiden Höhleneingänge sind vergittert.
Die Wege sind für Rollstuhl und Kinderwagen nicht geeignet.

Fundobjekte

40 000 Jahre vor heute
15 000 Jahre vor heute

Bilder

Ausgrabung am Höhleneingang in den 1930er Jahren 
Oberschenkelknochen eines Neandertalers mit Hyänenverbiss 
Der Löwenmensch nach der Restaurierung von 1988 
Profil der Nachgrabung im Höhleninneren im Jahr 2010 
Kopfpartie des Löwenmenschen nach der Neuzusammensetzung 2013 
Höhlenbärenschädel aus der Ausgrabung 1861 
Halbfabrikat einer Harpune aus Geweih 
Dreifache Schädelbestattung aus dem Mesolithikum