Vogelherd
Die Vogelherdhöhle liegt knapp unter einer Felskuppe und war bis zur Entdeckung nicht als Höhle bekannt. Sie hat zwei große, nach Süden und Südwesten liegende Eingänge, und einen kleinen Durchschlupf nach Norden. Im Mai 1931 fand der Heidenheimer Heimatforscher Herrmann Mohn im Auswurf eines Dachsbaus einige Feuersteinartefakte. Daraufhin wurde der Vogelherd im gleichen Jahr unter Leitung des Tübinger Urgeschichtlers Gustav Riek innerhalb von zehn Wochen vollständig ausgegraben.
Dienstag bis Samstag | 10 bis 17 Uhr |
Sonn- und Feiertage | 10 bis 17 Uhr |
Montag | geschlossen |
Regulär | 7 € |
Kinder 7 bis 17 Jahre | 3 € |
Ermäßigt | 5 € |
Gruppen ab 12 P. | 5 € p.P. |
Schulklasse | 2 € p.P. |
Familie/Single-Familie | 15 € / 9 € |
Grabungen
Bei der Ausgrabung kamen erstmals in Deutschland eiszeitliche Kunstwerke aus der Zeit vor 40 000 Jahren zu Tage. Es wurden kleine, aus Mammutelfenbein geschnitzte Figuren, die zur ältesten figürlichen Kunst der Menschheit gehören, entdeckt. Dazu zählt eine kleine, meisterhafte Wildpferddarstellung. Er gehört zu den vier Fundstellen in der Region mit Funden eiszeitlicher Kunstwerke aus dem Aurignacien, wodurch er eine weltweite Bedeutung erhielt.
Da diese Ausgrabung nach heutigen Maßstäben sehr schnell durchgeführt wurde, bestand die Vermutung, dass dabei viele Funde übersehen wurden. Vor allem Schmuck fehlte unter den Funden. Deshalb wurde ab 2005 der Aushub dieser Grabung noch einmal durchgesehen. Dabei fanden sich wie erwartet sehr viele übersehene Objekte. Annähernd 400 Schmuckgegenstände konnten geborgen werden, außerdem zahlreiche weitere Figuren und Figurenfragmente. Insgesamt sind aus dem Vogelherd nun über 40 Figuren bzw. Figurenfragmente bekannt, ebenso Fragmente von Flöten aus Vogelknochen und Mammutelfenbein.
Schicht I ist dem Neolithikum zuzurechnen. In ihr wurden jungsteinzeitliche Bestattungen freigelegt. Anhand der C14-Daten gehören zu diesen auch die Schädel und Schädelfragmente, die Riek in den Aurignacien-Schichten gefunden hat.
Das Magdalénien ist in den Schichten II und III nachgewiesen. Anhand der wenigen Funde in Schicht III kann man nur von einem kurzen Aufenthalt ausgehen. Gefunden wurden Steinartefakte und einige organische Werkzeuge, wie Harpunen oder Geschoßspitzen, sowie einige bearbeitete Rentiergeweihe.
Einige C14-Daten weisen eventuell auf einen kurzfristigen Aufenthalt im Gravettien hin. Allerdings gibt es keine eindeutig zuordbaren Funde.
Mehrere Feuerstellen und reichhaltige Funde in den Aurignacien-Horizonten IV und V sprechen für eine längerfristige Nutzung der Höhle durch frühe moderne Menschen.
In Schicht IV fand sich ein Platz, an dem Steinwerkzeuge herstellt wurden. Auch Ockerstifte und ein abgeplatztes Stück Höhlenwand mit Ockerspuren wurden gefunden. Diese Funde sind leider verschollen.
In Schicht V konnten Arbeitsplätze für Stein- und Elfenbeinbearbeitung, sowie Werkzeugdepots festgestellt werden. Riek beschreibt auch einen Haufen aus Mammutknochen und Stoßzähnen beim Südwesteingang.
Die Steinartefakte aus diesen beiden Schichten bilden den Hauptteil des Fundmaterials. Es handelt sich dabei um viele Kratzer, darunter Kiel- und Nasenkratzer, Stichel, Spitzen, Lateralretuschen und ausgesplitterte Stücke.
An Werkzeugen aus organischen Materialien liegen Knochen-, Geweih- und Elfenbeinartefakte wie Geschoßspitzen mit gespaltener Basis, Glätter aus gespaltenen Rippen, Knochenpfrieme, Lochstäbe aus Elfenbein sowie Elfenbeinstäbe vor. Die Nachgrabung erbrachte auch eine größere Zahl an doppelt durchlochten Elfenbeinperlen, die im Fundinventar der Grabung 1931 völlig fehlen.
Die bedeutendsten Funde von 1931 sind aber wohl zehn kunstvoll geschnitzte Elfenbeinfiguren. Dabei handelt es sich um Darstellungen von Wildpferd, Mammut, Büffel und Raubkatzen, sowie eine als anthropomorph angesprochene Figur. In den 1950er Jahren wurden im Aushub zwei Fragmente eines Höhlenlöwenköpfchens gefunden.
Bei den Nachgrabungen kamen zahlreiche weitere Figurenfragmente zu Tage, von denen sich zwei sogar an Funde aus dem Jahr 1931 anpassen ließen. Auch lieferte die Nachgrabung eine vollständige Mammutfigur und eine Höhlenlöwendarstellung. Es konnten auch Fragmente von Vogelknochen- und Elfenbeinflöten erkannt werden.
Ein weiterer besonderer Fund ist eine Pyritknolle, auf der sich eindeutige Spuren finden, die zeigen, dass mit ihr und Feuerstein Funken geschlagen wurden, um ein Feuer zu entfachen.
Unter den zahlreichen Tierknochen sind Rentier und Wildpferd am häufigsten, aber auch große Rinder, Rothirsch, Gämse und Wildschwein vertreten. Anhand der Sterbealter der Tiere lassen sich Aufenthalte vor allem im Spätsommer und Herbst feststellen.Schicht VI wurde von Riek als "Unteres Aurignacien" bezeichnet, wird heute aber dem späten Mittelpaläolithikum zugewiesen. Eine Knochenspitze aus dieser Schicht lieferte allerdings ein aurignacienzeitliches C14-Alter. Hier könnte eine durch die grobe Grabungsmethode bedingte Vermischung der Horizonte vorliegen.
Darunter folgt ein Moustérien (VII), aus dem zwei Knochenspitzen sowie verschiedene Schabertypen vorliegen, und ein Micoquien (VIII) mit Faustkeilen und Keilmessern.
Der unterste Horizont IX, die sogenannte "Kultur der Höhlensohle" wird einem unspezifischen Mittelpaläolithikum zugewiesen, das nur sechs Artefakte enthielt. Aufgrund eines darin gefundenen Waldelefantenzahns könnte diese Schicht noch aus der letzten Warmzeit, dem Eem, stammen.
Ort
Niederstotzingen-Stetten
Lonetal, Kreis Heidenheim
48°33′31″ N, 10°11′39″ O
Der Vogelherd ist zurzeit nicht zugänglich.
Er liegt am Ortsanfang von Stetten, einem Teilort von Niederstotzingen.
Höhle in 3D
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